Der nachfolgende Text stammt aus meiner Bachelorthesis «Die hohe Wirksamkeit von pferdegestützten Coachings und Trainings».

In den pferdegestützten Coachings und Trainings sticht hervor, dass die Tiere prompt auf nonverbales Verhalten reagieren und das anders als verbale Kommunikation schwer zu fälschen ist. Somit reagieren die Pferde feinfühliger auf den tatsächlichen emotionalen Zustand des Menschen oder dessen Verhalten. Ohne zu kritisieren oder moralisieren, widerspiegeln sie den Teilnehmern, wie sie wahrgenommen werden und was sie ausstrahlen. Die Pferde haben an die Menschen die Anforderung, dass sie ihnen in erster Linie mit Klarheit, Authentizität und Kongruenz gegenübertreten. Da die Pferde im Hier und Jetzt leben, können sie innerhalb kürzester Zeit ihre Reaktion gegenüber dem Teilnehmer ändern, wenn ein verändertes Verhalten gedankenlicher oder emotionaler Art ihrerseits hervorgeht. Jedoch verzeihen sie den Menschen die Fehler, sodass sie die Chance erhalten, zu lernen und sich klarer und deutlicher auszudrücken, ohne dabei eine Bedrohung darzustellen. Jedem Denken und Handeln ist eine Emotion vorgeschaltet. Das Wahrnehmen der eigenen Gefühle bewirkt, das unmittelbar Erlebte mit den Bedeutungen zu verbinden, die es hervorgerufen haben.

Durch die eigenen Erfahrungen beim Lösen von Problemen und bei der Bewältigung von Herausforderungen werden die entsprechenden Kompetenzen dazu entwickelt. Dabei spielen die Emotionen bei der Verwertung der Erfahrungen eine besondere Rolle. Ohne emotionale Bewertung bleibt es maximal bei einer kognitiven Einsicht. Nur wenn die Erfahrungen mit dem emotionalen Erlebten einhergehen, können sie dauerhaft gespeichert werden. Die pferdegestützten Coachings und Trainings ermöglichen es, durch Aktion und Erleben das Selbstbild und das eigene Handeln sowie das der anderen Teilnehmer zu reflektieren.

Durch den Umgang und die Erlebnisse mit den Tieren werden Emotionen wie Neugier, Freude und Aufregung geweckt, was ein intensiveres und nachhaltigeres Lernen zur Folge hat. Hinzu kommt, dass durch die direkte Berührung der Teilnehmer mit den Tieren die körpereigenen Botenstoffe Dopamin und Oxytocin ausgeschüttet werden. Diese haben nicht nur eine euphorisierende Wirkung, sondern helfen auch beim Aufbau des Vertrauens. Dieser Zustand bewirkt wiederum, dass der Coach einen besseren Zugang zu den Teilnehmern hat und sein Wissen besser weitergeben kann.

WARUM FÜR FÜHRUNGSKRÄFTE GEEIGNET 

Die Tatsache, dass sich Pferde insbesondere als Trainer für Führungskräfte eignen, liegt am Sozialverhalten, das sie innerhalb der Herde pflegen. Diese wird einerseits von einer erfahrenen Leitstute angeführt, die die Gruppe jeweils zu geeigneten Fressplätzen führt, und andererseits von einem Leithengst zusammengehalten und vor Feinden verteidigt. Ausschlaggebend für das Erreichen dieser Leitposition sind in erster Linie die Eigenschaften von Souveränität, Erfahrung, Führungswille, Nervenstärke und uneingeschränkter Akzeptanz zu besitzen. Neben den Rangordnungen entstehen unter den einzelnen Pferden verschiedenste Beziehungen.

Diese Verhaltensweisen innerhalb des Herdenverbandes haben viele Parallelen zur Dynamik menschlicher Gruppen. Gleichwohl kann das Sozialverhalten der Pferde nicht uneingeschränkt auf das der Menschen übertragen werden.  Jedoch anerkennen sowohl die Pferde wie auch die Menschen jemanden als guten Führer, wenn er die Fähigkeit besitzt, nicht nur die eigenen Gefühle und die der anderen zu erkennen, sondern auch sich selbst motivieren zu können und gut mit Emotionen in uns selbst und in unseren Beziehungen umzugehen, gemäss dem Psychologen David Golemann auch bekannt unter dem Begriff «emotionale Intelligenz». Seiner Meinung nach lässt sich durch Coaching und Training die emotionale Intelligenz verbessern. Durch ihre Körpersprache kommunizieren die Pferde authentisch und wirken dabei auch konstruktiv. Eine Drehung des Ohres, eine Veränderung der Kopfneigung oder ein Blick sagen und bewirken in der Sprache Equus mehr als in der menschlichen Geschäftssprache ein stundenlanges Meeting. Das zeigt sich spätestens dann, wenn das Tier die Führung übernimmt, falls es der Teilnehmer nicht tut.

Das Pferd überprüft nicht nur innerhalb der Herde immer wieder die Führungsqualität des Anführers sondern will auch gegenüber dem Menschen sicher sein, dass dieser weiss, was er will. Dies bedingt, dass wir positiv denken, zu Veränderungen bereit sind und vor allem Authentizität ausstrahlen. Authentizität bedeutet, echt zu sein und nach aussen zu tragen, was man innerlich denkt und fühlt. Doch wieso ist Authentizität für die Rolle eines Führers so wichtig? Als authentische Führungskraft wird jemand bezeichnet, auf den sich die Mitarbeiter verlassen können und zu dem sich somit Vertrauen entwickeln kann. Eine authentische Führungskraft ist berechenbar, was für die Mitarbeiter bedeutet, dass sie wissen, was auf sie zukommt. Ändert jedoch ein Vorgesetzter die mit den Zielvorgaben verbundenen Konsequenzen ohne erkennbaren Grund, können sich seine Mitarbeiter nicht mehr mit den Rahmenbedingungen identifizieren. Das Ziel wird verfehlt.

Das Schlüsselkriterium von ethischer wie auch emotionaler Leadership-Kompetenz kann durch die Fähigkeit erreicht werden, nicht nur authentisch zu führen, sondern von anderen auch authentisch wahrgenommen zu werden. Authentische Führung erneuert und stärkt den psychologischen Vertrag zwischen Unternehmen, Führungskräften und Mitarbeitern. Diese Erkenntnisse bestätigen die Tatsache, dass Authentizität für Führungskräfte wichtig ist.

AUSWERTUNG UMFRAGE

Die Wirksamkeit der pferdegestützten Coachings und Trainings wurde mittels einer empirischen Erhebung überprüft. Dabei wurden Teilnehmer befragt, die Ihre Coachings/Trainings im ALVA Leadership Center bei BE SHIRO AG wahrgenommen haben. Die Coachees gaben an, in erster Linie folgende Eigenschaften ausgebaut haben zu können: Klarheit, Durchsetzungsvermögen und Entschlossenheit.

Aufgrund der Eigenschaften, die die Teilnehmer ausbauen konnten, schätzten fast die Hälfte der Befragten die Wirksamkeit pferdegestützten Coaching als hoch ein. Die Begründungen der Teilnehmer sind vielfältig:

Wenn ich vor Leuten auftrete, so trete ich heute selbstbewusst auf. Wohl wissend, dass mein Auftritt nicht nach Schema F ist. Ich mit meiner Persönlichkeit stehe vor den Leuten, Mitarbeitenden. Und das ist gut so.

Die Reaktion der Pferde ist direkt und ehrlich, das im Gegensatz zu Rollenspielen, bei denen Kollegen eine Bewertung vornehmen.

Man spürt, wie wichtig es ist, klare Ziele zu definieren, Vertrauen auszustrahlen, Verantwortung zu übernehmen und vieles mehr …

Seit dem Coaching gehe ich viel bewusster und ruhiger mit den verschiedenen Sachen um (geschäftlich und privat).

Da es eine sehr spezielle Variante der Ausbildung ist und einen hohen Anteil an praktischen Übungen beinhaltet, bin ich von der Nachhaltigkeit überzeugt. Ich erinnere mich heute noch teilweise an diesen Ausbildungstag.

Man kann sich wieder in das Training versetzen. Zum Beispiel bei Mitarbeitenden Konfliktsituationen besser verstehen und lösen usw.

Ich denke, die Pferde schaffen es, etwas in uns zu berühren. Auch wenn ich es im Moment verneine, irgendwann wird sich <etwas> melden und nicht mehr loslassen.

Ich reflektiere öfter und sehe, was auf mich zukommt. Bessere Einschätzung.